
Umfrage zu CCS zeigt Informationsbedarf: Deutschland zwischen Zustimmung und Skepsis
Eine repräsentative Umfrage unter 5.000 deutschen Bürgerinnen und Bürger im September gibt Einblicke in die öffentliche Wahrnehmung von Carbon Capture and Storage (CCS) in Deutschland. Die Umfrage wurde von navos und der Deutschen Carbon Management Initiative (DCMI) in Auftrag gegeben und von Civey durchgeführt. Zentrale Ergebnisse zeigen auf:
- Gespaltene Meinung zu CCS
Obwohl sich 36 % für die Technologie aussprechen, äußern sich genauso viele der Befragten kritisch-ablehnend (36 %) zu CCS. Die übrigen Befragten sind noch unentschlossen, benötigen also weitere Informationen. - Hauptsorge: Kosten vor Sicherheit und Umwelt
Größte Sorge der Befragten bezüglich eines Einsatzes der CCS-Technologie sind hohe Kosten, noch vor Sicherheits- und Umweltbedenken. - Onshore-Speicherung erfährt mehr Zustimmung als Offshore-Speicherung
Unerwartet erhält die Einspeicherung von CO2 an Land (onshore, 18 %) mehr Zuspruch als die Einspeicherung unter dem Meer (offshore, 9 %). Ein knappes Fünftel (19 %) stimmt beiden Optionen zu, ein Viertel (25 %) lehnt beide Optionen ab.
In Deutschland gibt es kein klares Meinungsbild zur Einspeicherung von Kohlendioxid (Carbon Capture and Storage, kurz CCS) – so eine aktuelle repräsentative Meinungsumfrage. Mit der Novellierung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes (KSpG) durch die Bundesregierung wird ein rechtlicher Rahmen für die kommerzielle Anwendung von CCS geschaffen. Ein wichtiger Schritt, da die Technologie für die Dekarbonisierung der Industrie einen relevanten Beitrag leisten kann. Doch ohne eine breite Unterstützung in der Bevölkerung wird die Umsetzung vor Ort Widerstände auslösen. Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen, dass die gesellschaftliche Akzeptanz für die Technologie in Deutschland nicht vorausgesetzt werden kann.
Akzeptanz bedarf weiterer Aufklärung
Obwohl sich 36 % für die Technologie aussprechen, äußern sich genauso viele der Befragten kritisch-ablehnend (36 %) zu CCS. Demgegenüber sind 28 % der Befragten noch unentschlossen. Eine Ursache dafür: Viele der Befragten haben noch nicht von der Technologie gehört (32 %) bzw. wissen es nicht sicher (9 %) und können auch deshalb Bedenken haben. Eine umfassende Kommunikation zu CCS wäre daher erforderlich, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu steigern.
Wettbewerbsfähigkeit und Kosten zunehmend im Fokus
Die Befragten machen sich in erster Linie Sorgen um Kosten (32 %), noch vor den Themen Sicherheit (25 %) und Umwelt (24 %). Die Bürgerinnen und Bürger nehmen die CCS-Technologie durchaus als Klimaschutzinstrument wahr: 27 % sehen positive Auswirkungen auf den Klimaschutz sowie auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie (24 %). Hieraus lässt sich ableiten, dass die Debatte auch in der breiten Bevölkerung zunehmend aus wirtschaftlicher Perspektive betrachtet wird. Allerdings sind einem großen Teil der Befragten noch keine Vorteile aus der Technologie ersichtlich. Hier besteht Handlungsbedarf, insbesondere für die Wirtschaft. Umfragen aus anderen Ländern haben gezeigt, dass ökonomische Vorteile für die Bevölkerung (z. B. die Schaffung bzw. Sicherung von Arbeitsplätzen) zu einer positiven Wahrnehmung beitragen.
Gespaltene politische Landschaft
Anhänger der CDU und FDP (Wahlabsicht) sehen die meisten Vorteile von CCS bei der Wettbewerbsfähigkeit. Anhänger von Grünen und Linken sehen vor allem Vorteile beim Klimaschutz. Während Anhänger von CDU, SPD und Grünen sich von der Bundesregierung eher mehr Einsatz für die Entwicklung von CCS-Technologien wünschen, sind die Anhänger von FDP, Linken und BSW unentschieden. Die Anhänger von AfD sind klar dagegen.
Die vollständigen Ergebnisse der Umfrage können Sie unter folgendem Link einsehen: Umfrage zur Akzeptanz von CCS-Technologie
Dr. Timm Kehler, Vorstand des Verbandes Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft, der Träger der DCMI ist, betont, wie wichtig das Thema ist: „Carbon Management ist ein wesentliches Werkzeug, um Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz zusammenzubringen. Die Umfrage zeigt deutlich: Es reicht nicht, nur die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Jetzt kommt es darauf an, die Menschen mitzunehmen, Ängste abzubauen und die Vorteile von CCS für den Erhalt von Industriearbeitsplätzen in Deutschland transparent zu machen.“
Janina Mütze, Geschäftsführerin von Civey: „Die größte Hürde für CCS sind aus Sicht vieler Menschen die Kosten. Damit die Technologie die industrielle Transformation trägt, braucht es Planbarkeit, Bezahlbarkeit und eine faire Lastenteilung – eine Lehre aus der Energiewende, wo viel Vertrauen verloren gegangen ist. Wenn Politik und Wirtschaft transparent machen, was es kostet, wie es finanziert wird und welchen ganz konkreten Nutzen es bringt, dann kann aus Skepsis Zustimmung werden.“
Charlotte Holzum, Geschäftsführerin von navos – Public Dialogue Consultants: „CCS stößt auf immer mehr Zuspruch, aber Vorbehalte und Skepsis bleiben weiterhin hoch. Nun geht es darum, die Fragen und Bedenken der Bevölkerung in den Blick zu nehmen, in den Dialog zu treten und sie zu beantworten. Nur so ermöglichen wir einen informierten gesellschaftlichen Diskurs zu CCS-Projekten, die für die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft von zentraler Bedeutung sind. Eine frühzeitige, transparente Kommunikation über alle Themen von Kosten über Klimaschutz bis Umweltbedenken ist der einzige Weg dorthin.“











