Molekül CO2
Copyright: DIE GAS- UND WASSERSTOFFWIRTSCHAFT
10.11.2025

Umfrage zu CCS zeigt Informationsbedarf: Deutschland zwischen Zustimmung und Skepsis

Eine re­prä­sen­ta­ti­ve Um­fra­ge un­ter 5.000 deut­schen Bür­ge­rin­nen und Bür­ger im Sep­tem­ber gibt Ein­bli­cke in die öf­fent­li­che Wahr­neh­mung von Carbon Capture and Storage (CCS) in Deutsch­land. Die Um­fra­ge wur­de von navos und der Deut­schen Carbon Ma­nage­ment Ini­ti­a­ti­ve (DCMI) in Auf­trag ge­ge­ben und von Civey durch­ge­führt. Zen­tra­le Er­geb­nis­se zei­gen auf:

  • Ge­spal­te­ne Mei­nung zu CCS
    Ob­wohl sich 36 % für die Tech­no­lo­gie aus­spre­chen, äu­ßern sich ge­nau­so vie­le der Be­frag­ten kri­tisch-ab­leh­nend (36 %) zu CCS. Die übri­gen Be­frag­ten sind noch un­ent­schlos­sen, be­nö­ti­gen al­so wei­te­re In­for­ma­ti­o­nen.
  • Haupt­sor­ge: Kos­ten vor Si­cher­heit und Um­welt
    Größ­te Sor­ge der Be­frag­ten be­züg­lich ei­nes Ein­sat­zes der CCS-Tech­no­lo­gie sind ho­he Kos­ten, noch vor Si­cher­heits- und Um­welt­be­den­ken.
  • Onshore-Spei­che­rung er­fährt mehr Zu­stim­mung als Offshore-Spei­che­rung
    Un­er­war­tet er­hält die Ein­spei­che­rung von CO2  an Land (onshore, 18 %) mehr Zu­spruch als die Ein­spei­che­rung un­ter dem Meer (offshore, 9 %). Ein knap­pes Fünf­tel (19 %) stimmt bei­den Op­ti­o­nen zu, ein Vier­tel (25 %) lehnt bei­de Op­ti­o­nen ab.

In Deutsch­land gibt es kein kla­res Mei­nungs­bild zur Ein­spei­che­rung von Koh­len­­di­o­xid (Carbon Capture and Storage, kurz CCS) – so eine ak­tu­el­le re­prä­sen­ta­ti­ve Mei­­nungs­­um­fra­ge. Mit der No­vel­lie­rung des Koh­len­­di­o­xid-Spei­che­rungs­­ge­­set­zes (KSpG) durch die Bun­des­re­­gie­rung wird ein recht­li­cher Rah­men für die kom­­mer­­zi­el­le An­­wen­dung von CCS ge­­schaf­fen. Ein wich­ti­ger Schritt, da die Tech­no­­lo­gie für die De­­kar­­bo­­ni­­sie­rung der In­­dus­trie ei­nen re­­le­­van­ten Bei­­trag leis­ten kann. Doch ohne eine brei­te Un­ter­­stüt­zung in der Be­­völ­­ke­r­ung wird die Um­­set­z­ung vor Ort Wi­der­­stän­de aus­lö­sen. Die Er­geb­nis­se der Um­fra­ge ver­deut­li­chen, dass die ge­sell­schaft­li­che Ak­zep­tanz für die Tech­no­lo­gie in Deutsch­land nicht vo­raus­ge­setzt wer­den kann.

Ak­zep­tanz be­darf wei­te­rer Auf­klä­rung
Ob­wohl sich 36 % für die Tech­no­lo­gie aus­spre­chen, äu­ßern sich ge­nau­so vie­le der Be­frag­ten kri­tisch-ab­leh­nend (36 %) zu CCS. Dem­ge­gen­über sind 28 % der Be­frag­ten noch un­­ent­­schlos­­sen. Eine Ur­sa­che da­für: Vie­le der Be­frag­ten ha­ben noch nicht von der Tech­no­lo­gie ge­hört (32 %) bzw. wis­sen es nicht si­cher (9 %) und kön­nen auch des­halb Be­den­ken ha­ben. Eine um­­fas­sen­de Kom­­mu­ni­ka­ti­on zu CCS wä­re da­her er­for­der­lich, um die Ak­zep­tanz in der Be­völ­ke­r­ung zu stei­gern.

Wett­be­werbs­fä­hig­keit und Kos­ten zu­neh­mend im Fo­kus
Die Be­frag­ten ma­chen sich in ers­ter Li­nie Sor­gen um Kos­ten (32 %), noch vor den The­men Si­ch­er­­heit (25 %) und Um­welt (24 %). Die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger neh­men die CCS-Tech­­no­­lo­­gie durch­aus als Kli­ma­­schutz­­ins­­tru­­ment wahr: 27 % se­hen po­si­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf den Kli­ma­­schutz so­wie auf die Wett­­b­e­werbs­­fä­hig­­keit der In­dus­trie (24 %). Hie­raus lässt sich ab­­lei­t­en, dass die De­bat­te auch in der brei­ten Be­völ­ke­r­ung zu­­neh­mend aus wirt­­schaft­l­i­cher Per­s­pek­ti­ve be­trach­tet wird. Al­ler­dings sind ei­nem gro­ßen Teil der Be­­frag­t­en noch kei­ne Vor­tei­le aus der Tech­no­­lo­gie er­sicht­lich. Hier be­steht Hand­lungs­­be­darf, ins­­be­­son­de­re für die Wirt­schaft. Um­­fra­gen aus an­de­ren Län­dern ha­ben ge­zeigt, dass öko­no­mi­sche Vor­­tei­le für die Be­völ­ke­rung (z. B. die Schaf­fung bzw. Si­che­rung von Ar­beits­plät­zen) zu ei­ner po­si­ti­ven Wahr­­neh­mung bei­­tra­gen.

Ge­spal­te­ne po­li­ti­sche Land­schaft
An­hän­ger der CDU und FDP (Wahl­ab­sicht) se­hen die meis­ten Vor­tei­le von CCS bei der Wett­­be­­werbs­­fä­hig­­keit. An­hän­ger von Grü­nen und Lin­ken se­hen vor al­lem Vor­tei­le beim Kli­ma­­schutz. Wäh­rend An­hän­ger von CDU, SPD und Grü­nen sich von der Bun­des­re­gie­rung eher mehr Ein­­satz für die Ent­­wick­lung von CCS-Tech­no­­lo­­gien wün­schen, sind die An­hän­ger von FDP, Lin­ken und BSW un­­ent­schie­den. Die An­­hän­ger von AfD sind klar da­ge­gen.

Die voll­­stän­­di­­gen Er­­geb­nis­­se der Um­­fra­ge kön­­nen Sie un­ter fol­gen­dem Link ein­se­hen: Um­fra­ge zur Ak­zep­tanz von CCS-Tech­no­lo­gie

Dr. Timm Kehler, Vor­stand des Ver­band­es Die Gas- und Wasserstoff­wirtschaft, der Trä­ger der DCMI ist, be­tont, wie wich­tig das The­ma ist: „Carbon Ma­nage­ment ist ein we­sent­li­ches Werk­­zeug, um Wett­­be­­werbs­­fä­hig­­keit und Kli­ma­­schutz zu­­sam­men­­zu­­brin­gen. Die Um­­fra­ge zeigt deut­­lich: Es reicht nicht, nur die recht­li­chen Rah­men­­be­­din­g­un­g­en zu schaf­fen. Jetzt kommt es da­rauf an, die Men­­schen mit­­zu­­neh­m­en, Ängs­te ab­­zu­­bau­en und die Vor­tei­le von CCS für den Er­halt von In­dus­trie­­ar­beits­­plät­zen in Deutsch­­land trans­­pa­rent zu ma­chen.“

Janina Mütze, Ge­schäfts­­füh­re­rin von Civey: „Die größ­te Hür­de für CCS sind aus Sicht vie­ler Men­schen die Kos­ten. Da­mit die Tech­­no­­lo­­gie die in­dus­tri­el­­le Trans­­for­­ma­ti­on trägt, braucht es Plan­­bar­­keit, Be­zahl­­bar­­keit und eine fai­re Las­ten­­tei­lung – eine Leh­re aus der Ener­gie­­wen­de, wo viel Ver­trauen ver­lo­ren ge­gan­gen ist. Wenn Po­li­tik und Wirt­schaft trans­­pa­rent ma­chen, was es kos­tet, wie es fi­nan­ziert wird und wel­chen ganz kon­kre­ten Nut­zen es bringt, dann kann aus Skep­sis Zu­­stim­­mung wer­den.“

Charlotte Holzum, Ge­schäfts­­füh­re­rin von navos – Public Dialogue Consultants: „CCS stößt auf im­mer mehr Zu­spruch, aber Vor­­be­­hal­te und Skep­sis blei­ben wei­ter­­hin hoch. Nun geht es da­rum, die Fra­gen und Be­­den­k­en der Be­­völ­ke­r­ung in den Blick zu neh­men, in den Dia­log zu tre­ten und sie zu be­­ant­wor­ten. Nur so er­mög­li­chen wir einen in­for­mier­ten ge­sell­schaft­li­chen Dis­kurs zu CCS-Pro­jek­ten, die für die Zu­kunfts­­fä­hig­­keit der Wirt­­schaft von zen­tra­ler Be­deu­tung sind. Eine früh­­zei­ti­ge, tran­s­pa­ren­te Kom­­mu­­ni­­ka­­ti­on über al­le The­men von Kos­ten über Kli­ma­­schutz bis Um­welt­­be­­den­k­en ist der ein­zi­ge Weg dort­hin.“

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